Das Vortrags- und Talkprogramm hielt zahlreiche spannende Erkenntnisse für die Teilnehmer:innen bereit. Bild: takefive-media

Informationen und Positionen zu aktuellen Branchenthemen

Eine Woche lang stand das Fachforum Heimtier DIGITAL ganz im Zeichen von Produktinnovationen, praxisorientierten Tipps für den Fachhandel und der Diskussion aktueller Entwicklungen und Strömungen. Das Live-Programm bot vom 20. bis 24.11.2023 insgesamt 15 Vorträge und Diskussionsrunden, die aktuelle Herausforderungen, aber auch zahlreiche Lösungsansätze thematisierten.

Deutlich wurde: Die Zeichen stehen auf Wandel – und die Branche bietet viele innovative Ideen und Produkte, um auch in Zeiten der permanenten Veränderung erfolgreich agieren und wirtschaften zu können. Bereits in der Eröffnung stellten die ausstellenden Unternehmen Interquell, sera, Bewital und FutterTester in Live-Schaltungen an den Messestand ihr Engagement und ihren Unternehmergeist unter Beweis. Motiviert und mit frischen Ansätzen traten sie an und informierten über neue Entwicklungen ihrer Unternehmen, Sortimente und Dienstleistungen.

Innovationen und Messeneuheiten

Eine besondere Bedeutung hatten auch in diesem Jahr Neuheiten ausstellender Unternehmen. Sie präsentierten einerseits Sortimentserweiterungen, andererseits ordneten sie diese auch in den Gesamtkontext der wirtschaftlichen Situation, sich wandelnder Wünsche der Heimtierhalter:innen oder den Themenkomplex der Nachhaltigkeit ein. So informierte Henrik Bartling über aktuelle Neuheiten für die bevorstehende Saison. Thorsten Stoyke und Eileen Neu von der Interquell GmbH sprachen über die Happy Dog Care Snacks, mit denen sie das Segment funktionaler Snacks für die Marke auf eine neue Ebene heben. Sie zeigten eindrucksvoll, welche Analysen und Überlegungen der Produktentwicklung vorausgingen. Dabei flossen einerseits Marktforschungsdaten ein, auf der anderen Seite wurden zahlreiche Studienergebnisse bei der Auswahl der verwendeten Rohkomponenten berücksichtigt. Gaby Schacht von BEWITAL petfood gab einen Überblick der neuesten Katzenfutter-Innovationen. Auch hierbei spielen bei einigen der Produkte neben der Akzeptanz Zusatznutzen eine wichtige Rolle. Niko Scholtes stellte in seinem Vortrag die beiden Marken PLATINUM & LEITWOLF vor und erläuterte, weshalb aus Sicht dieser Marken gerade sie Alternativen für den Fachhandel bieten und diesen in einem umkämpften Wettbewerbsumfeld stärken können.

Raum für Newcomer gab es im Programm ebenfalls. So stellte Dr. Beatrix Förster, Gründerin und Geschäftsführerin des Start-ups Doderm, die Hautpflegeprodukte der Marke vor. Diese bieten eine nachhaltige Form der Tiergesundheitspflege. Ebenfalls in den Start-up-Bereich führte der Vortrag von Sylvia Seckler, Gründerin von Cocucanem. Sie verband ihre berufliche Expertise mit der Leidenschaft für das Tier und konzentrierte sich auf Hundebodys, die etwa nach einer erfolgten Operation statt des klassischen Plastikkragens benutzt werden können und damit das Wohlbefinden des Tieres stärken. Beide Unternehmerinnen stellten mit ihren Beiträgen unter Beweis, dass es trotz eines inzwischen schwieriger werdenden Marktumfelds für Start-ups in der Heimtierbranche nach wie vor möglich ist Fuß zu fassen und sich zu entwickeln.

Auch die Schulung und beratungsunterstützende Information stand im Fokus. Beispielsweise bei einem Vortrag von Dieter Untergasser (sera), der vor Augen führte, dass durch die zunehmende Belastung der Umwelt mit nicht analysierbaren Chemikalien die Aufbereitung von Leitungswasser für die Aquaristik immer wichtiger wird. Er erläuterte die Ursachen der Einträge im Wasser und gab wertvolle Hinweise und Handlungsempfehlungen, die unmittelbar in die fachlich fundierte Beratung im Fachhandel einfließen sollten.

Grundsatzthemen der Branche

In einem weiteren Vortrags- und Talkblock ging es um Entwicklungen, Trends und Themen, die die Branche derzeit in grundlegender Form betreffen und zahlreiche Anstrengungen erfordern. So gingen pet-Chefredakteur Ralf Majer-Abele, Fabiola Neitzel (Prombyx) und Volker Haak (Trixie) in ihrem Talk „Die Heimtierbranche im Wandel“ auf die derzeitige Ausgangslage und voraussichtliche Entwicklungen der nahen Zukunft ein. Die Corona-Pandemie und der Ukraine-Krieg setzten die Branche und insbesondere den Zubehörbereich unter Druck. Erfolgten Volker Haak zufolge zunächst aufgrund schleppender Lieferketten massive Bevorratungen, so setzte kurz darauf eine kaufkraft- und inflationsbedingte Kaufzurückhaltung bei vielen Endverbraucher:innen ein. Das machte sich auch im Zubehörbereich deutlich bemerkbar. Demzufolge sind ein noch flexibleres Gegensteuern und Handeln notwendig. Langfristigere Pläne würden oftmals schon kurz nach ihrer Erstellung wieder von der Realität eingeholt und müssten nachjustiert werden. Dies führe zu einer insgesamt herausfordernden Situation. Hinzu komme die Tatsache, dass auch die Voraussetzungen für Start-ups, gerade in Bezug auf die Investorenseite, derzeit nicht mehr so gut seien, wie dies noch vor und während der Pandemie der Fall war. Mit den richtigen Ideen und Initiativen sei es jedoch auch künftig möglich, sich positiv zu positionieren. Dies schätzt auch Fabiola Neitzel so ein, deren Unternehmen sich auf die Entwicklung nachhaltiger Proteinquellen spezialisiert hat. Und dieser Markt habe aufgrund der zunehmenden Bedeutung der Nachhaltigkeit positive Aussichten.

Dies bewerteten der Fachjournalist Engelbert Kötter und der Greenologe Klaus Wagner in ihrem Talk „Bad Bangs – wenn Kriegslärm die Krisen der Menschheit übertönt“ ähnlich. Zugleich forderten sie ein grundsätzliches Umdenken der Branche, gerade auf Produktseite. So sei Nachhaltigkeit das Gebot der Stunde und längst nicht mehr nur als Trend abzutun. Zudem führe an alternativen Proteinquellen oder dem Einsatz bestimmter Getreidesorten in den Rezepturen kein Weg vorbei. Kommunikation sei hier ebenfalls wichtig, um Heimtierhalter:innen diese Ansätze und deren Bedeutung vor Augen zu führen. Und nicht zuletzt sei der Handel gefordert, dem Themenfeld mehr Regalfläche und Orientierung am PoS angedeihen zu lassen.

Den großen Bogen der besonderen Bedeutung politischer und kommunikativer Arbeit für die Branche spannte ZZF-Geschäftsführer Gordon Bonnet in seinem Vortrag „Tierwohl statt Heimtierverbot – unsere Stimme in Berlin und Brüssel für die Branche“. Deutlich wurde hier neben der Vielschichtigkeit des Engagements die besondere Rolle der Verbandsarbeit für eine auch in Zukunft positive Entwicklung der Heimtierhaltung in Deutschland. Denn Einflussfaktoren gibt es viele, und die kritischen Positionen hinsichtlich der Tierhaltung haben in den vergangenen Jahren deutlich zugenommen. Waren es früher vor allen Dingen Tierrechtsorganisationen, die sich für eine Einschränkung oder gar Abschaffung der Heimtierhaltung aussprachen, so wird sie inzwischen von immer mehr verbandlich organisierten Gruppen, Politiker:innen sowie von einzelnen Journalist:innen, Medien und Influencer:innen kritisch betrachtet. Hier setzt der ZZF an, um, teils im Verbund mit weiteren Organisationen, für eine verantwortungsvolle und positiv besetzte Heimtierhaltung einzutreten.

Ebenfalls auf äußere Einflussfaktoren der Tierhaltung hob ein Live-Event zur vor einem Jahr in Kraft getretenen Gebührenordnung für Tierärzte (GOT) ab. Dr. Christina Münch (HorseFuturePanel) stellte die Ergebnisse eines gemeinsam mit der takefive-media durchgeführten Haustier-Trendbarometers zum Thema vor. Deutlich wurde, dass die Erhöhung der Gebührensätze, auch wenn viele der Befragten Verständnis dafür zeigten, zahlreiche Heimtierhalter:innen vor große finanzielle Herausforderungen stellt. In einem anschließenden Talk diskutierte Stephan Schlüter gemeinsam mit Dr. Christina Münch, Dr. Felix Garlipp (Uelzener Versicherung) und Heiko Färber (Bundesverband praktizierender Tierärzte) die Ergebnisse. Dr. Felix Garlipp und Heiko Färber zufolge gelte es noch stärker an die Eigenverantwortung der Heimtierhalter:innen zu appellieren und sie zu ermutigen, sich zum einen vor der Anschaffung eines Tieres über mögliche Kosten zu informieren und zum anderen über den Abschluss einer Tierkrankenversicherung nachzudenken, um höhere Kosten abzufedern. Heiko Färber betonte zudem, dass es dringend bessere Arbeitsbedingungen brauche, um dem Mangel an Tierärzt:innen etwas entgegenzusetzen. Zudem setze die neue Gebührenordnung einen wichtigen Rahmen und schütze Tierhalter:innen vor überhöhten Preisen.

Wichtige Faktoren für die Zukunft: Nachhaltigkeit, Social Commerce & Metaverse

Anknüpfend an die dreidimensionalen Product Showcases thematisierte das Fachforum Heimtier DIGITAL auch im Vortrags- und Diskussionsprogramm Zukunftsthemen. So hielt Anne Lisa Weinand (ECC Köln) einen Vortrag über die Handelstrends 2024. Als wichtigste Eckpunkte machte sie den Einsatz künstlicher Intelligenz, aber auch Social Media-Aktivitäten und Social Commerce aus. In Bezug auf Sortimente und Services sei das Thema Nachhaltigkeit längst kein Trend mehr, sondern müsse zwingend von Unternehmen berücksichtigt werden. Insgesamt sieht ihre Prognose für die Heimtierbranche positiv aus, vorausgesetzt, dass aktuelle Entwicklungen implementiert werden. So sei das Metaverse hier zwar noch nicht angekommen und viele Entwicklungen seien sehr dynamisch, aber sie geht davon aus, dass die Rolle von Virtual Reality, unter anderem im E-Commerce, immer bedeutsamer wird.

Auf den Aspekt Social Media ging Sharon Martin (takefive-media) ein. Sie räumte in ihrem Vortrag mit Mythen und Irrtümern rund um die sozialen Netzwerke auf, führte Potenziale für Marken und Unternehmen auf und gab einige Tipps für eine effektive und erfolgreiche Social Media-Strategie.

Zum Abschluss stellten Henning Klukkert (demeter) und Andreas Müller (Interquell) die Greenbox des Marken-Zusammenschlusses „Friends of Nature“ erstmals einer breiteren Branchenöffentlichkeit vor. Sie stellten klar, dass der Fachhandel sich zwingend stärker mit dem Themenbereich Nachhaltigkeit befassen müsse, um nicht perspektivisch gegenüber dem Wettbewerb anderer Vertriebskanäle ins Hintertreffen zu geraten. Die Greenbox entwickelten die beiden Marken gemeinsam mit Hunter und Eat Small, um dem Fachhandel ein Konzept bieten zu können, mit dem nachhaltige Produkte gemeinsam und gut sichtbar platziert und verkauft werden können. Damit könne man Endkund:innen mehr Orientierung im Geschäft geben und sie gezielt hinsichtlich der in der Greenbox enthaltenen Produkte beraten. Derzeit laufe eine Testphase, die ausgehend von einem Markt bis zum Jahresende auf weitere Fachmärkte ausgedehnt werde. In diesem Zuge würden unter anderem auch Zweitplatzierungsmöglichkeiten und PoS-Materialien entwickelt. Nach den ersten Monaten und weiteren Optimierungen sei dann der Rollout in den Fachhandel geplant. Begleitet werden soll er von unterschiedlichen kommunikativen Maßnahmen im PR- und Social Media-Bereich.

Damit beschloss bezeichnenderweise ein Beitrag zum Thema Nachhaltigkeit das Vortrags- und Talkprogramm des diesjährigen Fachforums Heimtier DIGITAL. Es zog sich wie ein roter Faden durch viele Beiträge und war eines der bestimmenden Themen der Veranstaltung.

Gabriele Evertz
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