Katzen an der Leine? Ungewöhnlich – aber mit einiger Übung leicht umzusetzen. Foto von A. G. Rosales/pexels

Erkundung an der Leine - Gassigehen mit Katze

Klassisch werden als Heimtiere gehaltene Katzen häufig in zwei Gruppen unterschieden: in Wohnungskatzen, die im Haus bleiben, und Freigänger, die draußen eigenständig ihr Revier erkunden können.

Trotzdem kann es auch für Stubentiger eine schöne Abwechslung sein, ab und zu mal frische Luft zu schnuppern und Orte außerhalb der eigenen Wohnung kennenzulernen. Katzen an der Leine? Ungewöhnlich – aber mit einiger Übung leicht umzusetzen.

Grundsätzlich kommen Ausflüge in die Natur für jede Katze in Betracht, weiß Dr. Katja Oelmann, Tierärztin mit einer Praxis für Katzen- und Verhaltensmedizin: „Häufig sind Hauskatzen in der Wohnung ein wenig unterbeschäftigt, da freuen sie sich natürlich über ein Abenteuer draußen. Erste Voraussetzung dafür ist aber, dass Besitzer und Katze sich vertrauen, dass also eine starke Bindung besteht und die Katze bei Bedarf auf ihren Menschen hört.“ Selbst schreckhafte Tiere könnten behutsam daran gewöhnt werden. Vor allem alte Tiere seien oft aber einfach zufrieden in der Wohnung, hätten gar kein Interesse mehr an viel Bewegung und Ausflügen. „In der Regel merkt man recht schnell, ob die Katze Spaß daran hat oder es vom Charakter oder körperlichen Befinden einfach nicht zu ihr passt. Dann sollte man es sein lassen und auf gar keinen Fall erzwingen“, sagt die Expertin.

Die richtige Ausrüstung

Für die Befestigung der Leine empfiehlt Dr. Oelmann ein Brustgeschirr mit einem Schwerpunkt auf dem Brustbein: „Die Katze zieht eventuell mal stärker oder flüchtet sehr sprunghaft, wenn sie sich erschreckt. Dann drückt ein Halsband auf die Schilddrüse und den Kehlkopf, auf Luftröhre und Blutgefäße. Dies kann aufgrund von Sauerstoffmangel zu Panik führen. Deswegen sollte man kein Halsband verwenden, sondern im Idealfall ein Brustgeschirr, bei dem die einzelnen Leinen etwas nachgeben.“

Außerdem gehört zu jedem Ausflug eine Transport- oder Wohnbox. Sie dient dabei sowohl als Transportmöglichkeit als auch als vertrauter Rückzugsort, wenn die Katze diesen braucht. Niemals sollte die Katze die Wohnung auf den eigenen Pfoten verlassen. „Wenn es draußen gut gefällt, kommt sie sonst vielleicht auf den Geschmack und will sich selbst wieder einen Weg dorthin suchen“, so die Tierärztin.

In sicherer Umgebung üben

Vor dem ersten Ausflug in die Natur muss die Katze sich an Leine, Geschirr und Transportbox gewöhnen. Entsprechend sollte man die einzelnen Schritte in den eigenen vier Wänden trainieren.

So empfiehlt es sich, dass die Katze das Geschirr zunächst beschnuppern und ertasten darf und erst nach diesem „Kennenlernen“ kleinschrittig daran gewöhnt wird, wie sich das Tragen in offenem und dann in geschlossenem Zustand für anfangs wenige Augenblicke anfühlt. Ebenso behutsam sollte auch der Gebrauch der Leine geübt werden – plötzlich kann die Katze schließlich nicht mehr frei in der Wohnung gehen, wohin sie möchte.

Auch die Transportbox sollte vor ihrer tatsächlichen Verwendung schon zur Erkundung bereitstehen und mit positiven Gefühlen verknüpft werden, etwa durch Spielen in und an der Box. Hier sind die weiteren Trainingsschritte dann die Gewöhnung an das Gefühl, getragen zu werden und an die Fahrt im Auto.

Bei Kommandos denken die meisten eher an Hunde als Katzen – der Rückruf beim Namen ist dennoch trainierbar und sollte vor dem Ausflug geübt werden.

Um all diese Trainingsschritte richtig umzusetzen, kann man Experten wie Katzentrainer oder Verhaltenstherapeuten um Hilfe bitten. Gerade für unerfahrene oder unsichere Katzenhalter bietet sich das an.

Der erste Ausflug

Erst wenn alle Abläufe antrainiert sind, folgt der erste Ausflug nach draußen. Aber wie sieht der eigentlich aus? „Spaziergang ist hier vielleicht das falsche Wort – es ist eher ein gemeinsames Rausgehen und Erkunden eines Ortes mit der Leine als Sicherheit. Mit Hunden macht man mehr Strecke, Katzen erkunden lieber“, beschreibt es Dr. Oelmann. Dafür sollte man sich einen möglichst abgeschiedenen, ruhigen Ort suchen, an dem bestenfalls keine Hunde und anderen Menschen unterwegs sind. Viele Katzen reagieren erst einmal vorsichtig und ängstlich auf diese Einflüsse.

Für alle Halter, die nun darüber nachdenken, es mit ihrer eigenen Katze auch zu testen, hat die Ärztin noch einen Rat: „Wenn man einmal damit anfängt, dann sollte man sich darüber bewusst sein, dass man das in der Folge vielleicht täglich machen muss. Wenn es einer Katze draußen richtig gut gefällt, dann wird sie es vielleicht immer wieder einfordern.“ Wer sich die Zeit dafür freihält, wird allerdings in der Regel mit einer noch engeren Bindung zur geliebten Samtpfote belohnt. IVH

IVH-Pressedienst
c/o nolte-PR GmbH
Kirchbachstraße 95
D-28211 Bremen
Tel.: +49(0) 421 83 05 012

Foto von A. G. Rosales/pexels