Es wird für Tierschutzorganisationen immer schwieriger, in der Ukraine zu helfen. Foto: ETN
Es wird für Tierschutzorganisationen immer schwieriger, in der Ukraine zu helfen. Foto: ETN

Eine unbeschreibliche Tragödie, die für Menschen unermessliches Leid mit sich bringt. Mitbetroffen sind aber auch zahllose Tiere.

Sie werden ausgesetzt, verletzt oder getötet. Das Ausmaß verdeutlicht ein Dossier der Bundeswehr. Danach gab es in der Ukraine vor dem Krieg mehr als 100.000 Pferde, circa 3,7 Millionen Rinder, 6,4 Millionen Schweine, 1,5 Millionen Schafe und Ziegen und 258 Millionen Hühner, Enten, Gänse und andere Geflügelarten. Ihr Schicksal ist ungewiss: Viele Tiere werden sich selbst überlassen, wenn ihre Besitzer*innen gezwungen sind, vor der näher rückenden Kriegsszenerie zu fliehen. Andere werden präventiv getötet, um ihnen Verletzungen, Hunger oder Kälte zu ersparen.

Hinzu kommen die Wildtiere. Ihre Zahl ist unbekannt. In Angst und Schrecken versetzt, werden sie vermehrt gejagt, wenn Nahrungsmittel knapp werden. Problematisch ist auch die Situation der circa 4000 Zootiere. Nur einige wenige konnten evakuiert werden, z. B. in Zoos nach Polen oder ins westliche Ausland. Die meisten befinden sich weiterhin in den Innen- oder Kellerräumen der Zooanlagen. Die größte Herausforderung für ihr Überleben ist der Mangel an Tierfutter. Ebenso davon betroffen sind Tierheime, die verwaiste oder streunende Haustiere aufnehmen.

Seit Kriegsbeginn gelingt aber auch vielen Haustieren an der Seite ihrer Besitzer*innen die Flucht in sichere Aufnahmeländer. Vor allem Hunde und Katzen, Meerschweinchen, Kaninchen und Vögel begleiten ihre Menschen ins Exil. Ihre Einreise in die BRD ist unbürokratisch ohne den sonst vorgeschriebenen Nachweis einer Tollwutimpfung möglich. Schnell wurde von offizieller Seite erkannt, dass mitgebrachte Haustiere eine wichtige psychische Stütze für traumatisierte Menschen sind, die durch den Krieg alles verloren haben. Deshalb soll eine Trennung von Mensch und Tier möglichst vermieden werden. Vorausgesetzt die Tierbesitzer*innen finden Aufnahme in Privathaushalten oder können eine eigene Wohnung anmieten. Anders sieht es bei einer Unterbringung in Sammelunterkünften aus. Dort sind die Voraussetzungen für die Haltung eines Haustiers mit Rücksicht auf die Gesundheit der Mitbewohner*innen nicht gegeben. Hilfe kommt in solchen Fällen oft von Tierschutzorganisationen und privat engagierten Tierschützer*innen, die sich um eine geeignete Zwischenlösung zur Unterbringung des mitgebrachten Haustiers bemühen. Grundsätzlich für alle geflüchteten Tierbesitzer*innen vorgeschrieben ist die Meldung ihres vierbeinigen Lieblings bei der zuständigen Veterinärbehörde. Falls erforderlich, werden hier umgehend notwendige Untersuchungen, Impfungen sowie Mikrochipkennzeichnungen veranlasst. Auch wird darüber entschieden, ob gegebenenfalls eine kurzfristige Quarantäne notwendig ist.

Ohne die Begleitung ihres Menschen hat es die kleine Mischlingshündin Mira aus einem ukrainischen Tierheim mit der Unterstützung einer großen Tierschutzorganisation über ein Sammellager an der ungarisch-ukrainischen Grenze bis nach Windeck in den Rhein-Sieg-Kreis geschafft. Sie lebt nun bei einer Familie, die viel Verständnis für ihre Traumatisierung hat, die nicht so einfach abzuschütteln ist. Diffuse Ängste begleiten Mira weiterhin Tag für Tag. In die Normalität zurückzufinden, braucht Zeit.

Derweil wird es für Tierschutzorganisationen immer schwieriger, in der Ukraine zu helfen. Weil der Eingang von Futtermitteln und Spendengeldern nicht länger gewährleistet werden konnte, musste auch der Europäische Tier- und Naturschutz e.V. (ETN) mit Sitz in Much im Rhein-Sieg-Kreis seine Unterstützung für Tiere in Not in der Ukraine einstellen.

Weitere Informationen unter: www.etn-ev.de

Dr. Ingrid Kreide-Damani
02245 6190-0
Europäischer Tier- und Naturschutz e.V.
Todtenmann 8
53804 Much

Foto: ETN