Manche Tiere erreichen ein Lebensalter, von dem Menschen nur träumen können: So wie die Galapagos-Riesenschildkröte, die 270 Jahren alt werden kann.

Dabei ergeht es alternden Tieren nicht anders als Menschen: Früher oder später, machen sich allmählich schlechteres Sehen und Hören, das Zipperlein und andere Wehwehchen bemerkbar. Alternde Wildtiere sind mit diesen Problemen meist allein. Doch gibt es auch Bespiele dafür, dass sie von ihrer Herde unterstützt werden. So werden z.B. Löwinnen, die nicht mehr selber jagen können, auch schon mal von der Herde verpflegt. Die Lebenserfahrung gebrechlicher Senioren, z.B. wo Gefahr droht und in Dürrezeiten Wasser aufspüren ist, wissen vor allem die Elefanten zu schätzen.

Parallelen zum Menschen sind auch hier nicht von der Hand zu weisen. Allein auf dessen Unterstützung angewiesen sind wiederum ältere Haus- und Nutztiere. Hunde und Katzen werden im Alter ruhiger, anlehnungsbedürftiger, weniger bewegungsfreudig und schlafen mehr. Ihr Fell braucht mehr Pflege, sie können an Gewicht zunehmen, Zahnprobleme, Arthritis, Diabetes, Osteoporose, Herzschwäche, Nierenprobleme und Krebs bekommen, blind, taub und inkontinent werden. Wenn aber die Alltagsroutine in der gewohnten Umgebung an der Seite des vertrauten Menschen bei gehalten werden kann und die ergrauten Vierbeiner ihren Bedürfnissen entsprechend ausgelastet sind, kann aber das Älterwerden viele schöne Seiten haben. So wie bei dem 15-jährige Labradormischlingsrüde Sammy, der seine mittlerweile auch bereits 67-jährige Besitzerin fast sein ganzes Leben lang begleitet hat und dem es nun manchmal schwerfällt, aufzustehen. In Abhängigkeit von seiner Tagesverfassung werden die gemeinsamen Spaziergänge immer kürzer, aber deshalb für beide nicht weniger interessant. Dass Sammy zunehmend öfter schon mal in der Wohnung ein Malheur passiert, ist mit der immer näher rückenden Zeit des Abschiedsnehmens entschuldigt. Manchmal schafft er es eben nicht mehr, rechtzeitig zu signalisieren, dass er draußen ganz dringende Geschäfte zu erledigen hat. Weil Sammys Besitzerin zu wenig Rente erhält und deshalb auf staatliche Hilfeleistung angewiesen ist, kann sie sich mit ihrem alten Hund einen Besuch beim Tierarzt eigentlich nicht leisten. Als Sammy aber plötzlich zu Beginn des Winters nicht mehr fressen wollte und kaum mehr laufen konnte, hat sie einen Ausweg gefunden: An

ihrem Heimatort Bottrop wandte sie sich an das Tierarztmobil Ruhrgebiet, das vom Europäischen Tier- und Naturschutzverein (ETN) bereitgestellt wird, um Tiere, deren Besitzer*innen von Altersarmut betroffen sind, auf Kosten des ETN zu behandeln. Hier konnte auch Sammy geholfen werden. Zur großen Erleichterung seiner Besitzerin: Unter allen Umständen möchte sie verhindern, dass Sammy an ihrer Seite in seiner letzten Lebensphase leiden muss, ohne etwas dagegen unternehmen können.

Der Einsatz für Tiere in Not, vor allem auch für viele hochbetagte Vierbeiner, ist im Programm des ETN festgeschrieben. Der ETN-eigene Tierschutzhof Huppenhardt in Much, im Rhein-Sieg-Kreis, beherbergt zahlreiche ältere Tiere, die von Ihren Halter*innen aus verschiedensten Gründen abgegeben werden mussten, vom Ordnungsamt beschlagnahmt oder als Fundtiere vermittelt wurden. Z. B. die „Rentner-Gang“ der Pferde: Die Zahnlosen unter ihnen erhalten ein breiiges Spezialfutter, das Koliken vorbeugt, aber umso besser schmeckt. Die Blinden orientieren sich an den Sehenden, die sich diese Hilfestellung wiederum zu einer Altersaufgabe gemacht haben, die ihren Status unter den anderen Tieren erhöht und ihr Selbstwertgefühl stärkt. Viele Besucher*innen schrecken vor den leeren Augenhöhlen einiger blinder Pferdesenioren zurück. Obwohl es den Betroffenen damit viel besser geht. Sie litten an einer mit starken Kopfschmerzen verbundenen Erkrankung ihrer bereits erblindeten Augen. Der unvermeidbare medizinische Eingriff beförderte mehrfach auch den Bewegungsdrang zurück: Zwar nicht mehr wie früher im ungehaltenen Galopp über die grüne Weide, aber immerhin im verhaltenen Trab oder allmählichem Schritt an der Seite eines Gefährten.

Fazit: Zur Erhaltung ihrer Lebensqualität brauchen alternde Haus- und Nutztiere ein hohes Maß an Pflege, oft auch Spezialfutter und medizinische Betreuung. Zudem ist Bewegung wichtig. Unter diesen Voraussetzungen kann das Alter zu einer Lebensphase werden, die Mensch und Tier noch enger aneinanderbindet und für beide erfüllend ist. Dem sollte ein damit verbundener höherer Kostenaufwand auch in den gegenwärtigen wirtschaftlichen Krisenzeiten nach Meinung des ETN nicht im Wege stehen.

Weitere Informationen unter: www.etn-ev.de

Dr. Ingrid Kreide-Damani
02245 6190-0
Europäischer Tier- und Naturschutz e.V.
Todtenmann 8
53804 Much

Foto: ETN