Von Overgrooming ist die Rede, wenn die Katze nicht mehr aufhören kann, sich zu putzen. Bild: IVH

Katzen sind reinliche Tiere, die sich gerne und ausgiebig ihrer Fellpflege widmen.

Doch es gibt auch Samtpfoten, die einfach nicht aufhören können, sich zu putzen. In manchen Fällen kann es sich dabei um ein Zwangsverhalten handeln, das sich Overgrooming nennt (englisch: Überpflege). Doch woran können Katzenfreunde erkennen, ob ihr Tier sich nur mal etwas ausgiebiger putzt als sonst oder schon einen Fimmel hat? Und: Was können sie dagegen tun?

Wie viel ist normal?

„Durchschnittlich putzt sich eine Katze dreieinhalb Stunden am Tag, mit Pausen dazwischen“, sagt Dr. Barbara Schöning, Präsidentin der Gesellschaft für Tierverhaltensmedizin und -therapie (GTVMT) und Fachtierärztin für Verhaltenskunde und Tierschutz. „Einzelne Putzphasen können zwischen unter einer Minute bis zu mehreren, über zehn Minuten, dauern.“ Häufig putzen sich Katzen nach dem Schlafen, Fressen, nach Jagdausflügen und intensiven Sozialkontakten.

Die Fellpflege ist für die Katze wichtig und hat mehrere Funktionen: Zum einen hält sich das Tier damit sauber, verteilt durch das Lecken das Fett der Talgdrüsen, was sein Fell witterungsresistent macht und die Katze vor Kälte, Feuchtigkeit und Hitze schützt. Zum anderen dient das Fellputzen dem Abbau von körperlichen Anspannungen und setzt Glückshormone frei. Manchmal kann das Putzen auch eine Übersprunghandlung sein. „In einer Stress- oder Angstsituation leckt sich eine Katze, um sich zu beruhigen“, erklärt Dr. Schöning.

Anzeichen von Overgrooming

„Von Overgrooming ist die Rede, wenn die Katze nicht mehr aufhören kann, sich zu putzen, ihr Wohlbefinden dadurch reduziert wird und das Putzen zu Schäden führt“, so Dr. Schöning. Dann reagiert das Tier kaum mehr auf Ansprache durch den Halter und ignoriert zu Gunsten des Putzens alles andere, was ihr lieb ist, wie das Lieblingsspielzeug oder Leckerli. „Auffällige Signale für die Besitzer sind Haarausfall, kahle Stellen oder sogar Hautschäden“ sagt die Expertin. In extremen Fällen leckt die Katze auf der Haut so lange weiter, bis Wunden entstehen.

Ursachen für übertriebene Fellpflege

Die Ursachen für zwanghaftes Putzen können körperlicher oder seelischer Natur sein. „Daher ist der Gang zum Tierarzt wichtig, damit er klärt, ob eine klinische Ursache vorliegt“, sagt Dr. Schöning. Das Tier könnte Parasiten haben, Flöhe zum Beispiel, und putzt sich, um den Juckreiz zu lindern. Aber auch Pilzinfektionen, Allergien oder Schmerzen und andere Krankheiten könnten der Grund sein. Wenn der Arzt körperliche Ursachen ausschließt, sind psychische Ursachen der Grund. Die Katze leidet dann unter einer Verhaltensstörung, Stereotypie genannt. In dem Fall gilt es herauszufinden, was der Auslöser dafür ist. Ein Tagebuch über den Tagesablauf der Katze zu führen hilft, um der Ursache auf die Spur zu kommen und herauszufinden, wann das übermäßige Putzen einsetzt und warum.

Katzen sind sensible Tiere. Massive Veränderungen im Heim, Stress, Angst oder Hektik können die Ursache sein. „Der Verhaltensmediziner wird einschätzen, ob das Problem rein über Training und Änderung der Stressauslöser beseitigt werden kann, oder ob Psychopharmaka nötig sind“, sagt die Expertin. Halter sollten das Tier nicht bestrafen, wenn es anfängt sich zu putzen, es aber auch nicht intensiv beachten. Geduld und Unterstützung sind jetzt wertvoll. IVH

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Uta Carstensen
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