Aufgrund der steigenden Energiepreise wird in vielen Haushalten die Heizung in diesem Herbst erst später aufgedreht.
Viele Vogelfreunde sind verunsichert, ob es für ihre gefiederten Mitbewohner nicht zu kalt wird und die Räume mit einer höheren Temperatur beheizt werden müssen. Die gute Nachricht: Viele Ziervögel kommen auch mit einer geringeren Innentemperatur zurecht.
Um sich wohlzufühlen, benötigen Heimtiere eine gewisse Raumtemperatur in ihrem Zuhause. Das gilt auch für Ziervögel wie die beliebten Wellen- oder Nymphensittiche sowie Kanarienvögel, die nicht an eine Außenhaltung gewöhnt sind. Sorgen um steigende Heizkosten zum Wohle der Tiere müssen sich Ziervogelhalter aber nicht machen. Zwar sind Wellis und Co. tropische Vögel, ihre Wohlfühltemperatur ähnelt aber sehr der des Menschen. Nicht zu warm und nicht zu kalt, so lautet die Devise.
Die ideale Zimmertemperatur für Sittiche und Kanarienvögel liegt zwischen 18 und 22 Grad Celsius. „Leben die Tiere mit im Wohnbereich, reicht daher eine Raumtemperatur, die auch Menschen angenehm ist“, erläutert Hildegard Niemann, Diplom-Biologin, Autorin und Verhaltensberaterin für Papageien. Sind die Vögel an eine geringere Temperatur gewöhnt, zum Beispiel weil der Vogelbauer im Sommer ab und an im Freien steht, kann die Heizung sogar noch weiter heruntergefahren werden – jedoch nicht unter 15 Grad.
Um die Tiere an eine kühlere Temperatur zu gewöhnen, empfiehlt die Vogelexpertin, die Raumwärme langsam zu reduzieren. „Ist es für den Halter nicht mehr finanzierbar, das Zimmer, indem sich die Vögel aufhalten, konstant zu heizen, kann die Heizung etwa jeden Abend ein wenig früher heruntergefahren werden. Bis zu dem Zeitpunkt, an dem man einen relativ kühlen Raum um die 15 Grad erreicht hat.“
Woran erkennt man, dass der Vogel friert?
Sitzt der Vogel in einer Ecke seines Vogelbauers, ist kaum noch aktiv und plustert sich sogar auf, sind das Signale dafür, dass dem Tier zu kalt ist. Jetzt wird es Zeit, die Zimmertemperatur ein wenig zu erhöhen. „Die Kälteempfindlichkeit hängt unter anderem mit dem Alter der Vögel zusammen. Ältere und sehr junge Tiere haben ein höheres Wärmebedürfnis, mittelalte Vögel sind oft robust und frieren nicht so schnell“, erläutert Niemann. Sitzt der Vogel mit ausgestreckten Flügeln, hechelnd und mit weit geöffnetem Schnabel auf der Stange, ist ihm vermutlich zu warm.
Welche Luftfeuchtigkeit benötigen Ziervögel?
Der ursprüngliche Lebensraum von Wellen- und Nymphensittichen sind aride Gebiete, also wüstenähnliche Landschaften, welche sich vor allem durch ihr trockenes Klima auszeichnen. Ebenso sind die Kanaren, der Herkunftsort der Kanarienvögel, eher für ihre Trockenheit und relative Luftfeuchtigkeit von 40 bis 60 Prozent bekannt. „Mit dieser kommen die Tiere auch in der Wohnung sehr gut aus“, so Niemann.
Bei Papageien gestaltet es sich je nach Art ein wenig schwieriger. Während bei Meyers Papageien eine Luftfeuchtigkeit um 50 Prozent vollkommen in Ordnung ist, benötigen die aus dem Amazonasgebiet und Regenwäldern stammenden Weißbauchpapageien mindestens 60 bis 70 Prozent. „Hier ist es wichtig, dass der Halter sich über die klimatischen Bedingungen im natürlichen Lebensraum des Tieres informiert und diese entsprechend in die eigenen Wohnräume überträgt“, so die Fachbuchautorin.
Pflanzen an Stelle des Luftbefeuchters
Besonders bei aufgedrehter Heizung kann die empfohlene Luftfeuchtigkeit oftmals nicht erreicht werden. Trockene Heizungsluft belastet jedoch die Atemwege von Menschen und Tieren. Eine Reizung und Austrocknung der Schleimhäute ist häufig die Folge. Um in warmen Räumen die optimale Luftfeuchtigkeit zu halten, greifen viele auf einen Luftbefeuchter zurück.
Doch es gibt Alternativen zu diesem Stromfresser: „Mit ausreichend vielen Zimmerpflanzen kann die Luftfeuchtigkeit in einem Raum locker auf 60 Prozent gebracht werden“, rät die Vogelexpertin. Da Vögel beim Freiflug gerne mal an den Gewächsen knabbern, sollten es für die Vögel ungiftige Pflanzen wie Zyperngräser oder Grünlilien sein. „Die Blumenerde sollte nicht mit Dünger angereichert und im besten Fall Bioerde sein“, so Niemann. Um zu vermeiden, dass die Tiere zu sehr in der Erde buddeln, was übrigens ein beliebtes Hobby der Federtiere ist, empfiehlt die Expertin, einfach ein paar dicke Steine auf die Oberfläche zu legen. Auch Palmen eignen sich als biologischer Luftbefeuchter, jedoch haben die tropischen Pflanzen eine geringere Verdunstungsrate. Sie sind außerdem ein sehr beliebtes Knabberspielzeug für die Federtiere.
Auf regelmäßiges Stoßlüften sollte trotzdem nicht verzichtet werden, denn auch bei kühlen Temperaturen brauchen Mensch und Tier frische Luft. Ist es draußen sehr kalt, empfiehlt die Biologin, die Voliere kurz mit einem Handtuch abzudecken, damit die Vögel keine Zugluft bekommen. So kommen nicht nur wir Menschen, sondern auch unsere gefiederten Freunde gesund durch einen hoffentlich nicht sehr kalten Winter. IVH
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