Für ihre Studie machten sich die Wissenschaftler eine besondere Fähigkeit der Schützenfische zunutze. Bild: IVH

Wer an einem Aquarium vorbeikommt und sich denkt, dieser Fisch schaut mich immer mal wieder so an, als ob er mich kennen würde, könnte Recht haben.

Was viele Aquarienfans und Fischfreunde schon immer wussten, wird jetzt von Wissenschaftlern bestätigt: Fische, in diesem Fall Schützenfische, können menschliche Gesichter erkennen und unterscheiden.

Zu diesem Ergebnis kommt ein Team aus Wissenschaftlern um die Zoologin Cait Newport von der Oxford Universität in England. „Eine beeindruckende Leistung, bedenkt man, dass dafür anspruchsvolle visuelle Erkennungsfähigkeiten nötig sind“, schreiben die Experten in ihrer Studie (2016), die sie im Fachblatt Scientific Reports veröffentlichten.

Das Experiment

Für ihre Studie machten sich die Wissenschaftler eine besondere Fähigkeit der Schützenfische zunutze:

Diese Spezies kann mit einem Wasserstrahl aus dem Maul zielsicher Insekten von Ästen schießen, die über dem Wasser hängen. Zappelt das Tier dann wehrlos im Wasser, schnappt sich der Fisch seine Beute. Für das Experiment trainierten die Experten aus England und Australien einige Schützenfische darauf, auf ein bestimmtes Bild mit einem Gesicht darauf zu spucken. Auf welches Bild die Fische spucken durften, wird in der Studie nicht verraten. Für das Experiment montierte das Team über einem Aquarium einen Computermonitor, der Bilder anzeigte.

Anschließend zeigten die Wissenschaftler den Schützenfischen die Gesichter paarweise, sodass auf einer Seite immer das den Fischen bekannte Gesicht zu sehen war. „Die Treffgenauigkeit war sehr hoch, sie lag bei 81 Prozent“, berichtet Studienleiterin Newport. Die Schützenfische konnten das ihnen bekannte Gesicht noch unter erschwerten Bedingungen von anderen Gesichtern unterscheiden: Auch als die Wissenschaftler die Bilder in schwarz-weiß zeigten und sogar die Form der Gesichter durch ovale Schablonen kaschierten, haben die Fische immer auf das ihnen bekannte Gesicht gezielt.

„Eine größere Anzahl von menschlichen Gesichtern voneinander zu unterscheiden ist extrem schwierig, wenn man bedenkt, dass sie alle im Prinzip gleich sind“, sagt Newport in der Studie. „Alle haben zwei Augen über einer Nase und einen Mund. Man muss also subtile Unterschiede erkennen können.“ Bislang hatten Forscher so eine komplexe Aufgabe nur höher entwickelten Tierarten zugetraut. Den Autoren zufolge haben Menschen ein eigenes Hirnsegment für die Erkennung von Gesichtern, das Fische gar nicht besitzen. „Dass Schützenfische diese Aufgabe lösen können, legt nahe, dass zur Erkennung menschlicher Gesichter kein kompliziertes Gehirn notwendig ist.“ IVH

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Uta Carstensen
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